Eine andere Sicht auf die Dinge

In einem der Labore der Kurt-Blindow-Schulen in Bückeburg steht neuerdings ein AmScope Stereomikroskop mit Trinokular, 14MP-Kamera, variablem Zoom und LED-Ring. Grund genug für eine Bitte, das neue Gerät probieren zu dürfen. Mit Barlowlinse und Zoom ergeben sich Potenziale für vollkommen neue Einsichten und Ansichten. Die Optik ist erstaunlich gut. Farbsäume traten nicht auf. Haare, Poren, Lötstellen einer Platine … interessant war auch die Ansicht eines verendeten Exemplars eines Tagpfauenauges.

Blaue Schuppen des Tagpfauenaugenflügels in der Vergrößerung unter dem Stereomikroskop. Eigenes Foto. Inachis io LC0131.jpg

Von Jörg Hempel, CC BY-SA 2.0 de, Link

Auf dem Foto der Wikipedia sind am Kopf des Schmetterlings zwei Fühler zu sehen, deren Ende helle Flecken zu tragen scheinen. Unter dem Stereomikroskop zeigt das Ende eines Fühlers deutlich den hellen Fleck. Die exakt eingestellte Vergrößerung des Stereomikroskops kann nicht angegeben werden, da die Vergrößerung des Zooms stufenlos eingestellt wird. Eine Kalibration zur exakten Angabe von Größen wäre erforderlich.

Die Bilder wurden nicht nachbearbeitet. Der Hintergrund des Bildes erscheint überstrahlt. Die stufenlos einstellbare Helligkeit des LED-Ringlichtes hilft dem Problem nicht ab. Einzelne Zonen des Ringlichts lassen sich abschalten. Auch diese Option hilft nicht weiter.

Die Automatik der zur Kamera gehörenden Software konterkariert alle Bemühungen.

Wünsche und Wirklichkeit

Um es vorweg zu nehmen: Am Stereomikroskop, der Beleuchtung und der Kamera wird hier keine negative Kritik zu lesen sein.

Mit mehr als 25 kg wiegt das Stereomikroskop wirklich viel. Es ist ein Gerät mit einem variabel ausziehbaren Arm, was insbesondere für die Betrachtungen biologischer Präparate auf dem Wachsbett oder für die Untersuchung großer Platinen (Motherboards) auf vermutete Schäden nützlich sein sollte. Bei dem großen, möglichen Arbeitsabstand (mehr als 15 cm) sollten weder Fixiernadeln noch ein auf dem Prozessor verbauter Lüfter die Handhabung stören.

Die hier gezeigten Bilder geben leider nicht die Brillanz des durch die Okulare zu sehenden Bildes wieder. Die Kamera zeigt eine im Vergleich zum Bild im Okular leicht andere Schärfenebene. Zwar kann der Abstand der Kamera im Trinokular angepasst werden, aber die Ebene maximaler Schärfe ändert sich mit dem variablen Zoom. Der angeschlossene, große 4K-Monitor lässt jedoch gerne auf eine unmittelbare Betrachtung durch die Okulare verzichten nachdem zunächst eine Grobeinstellung mittels Okularen durchgeführt wurde.

Ein komplexer, technischer Aufbau fordert mehr als 1 Zeitstunde, um ihn wirklich zielentsprechend einsetzen zu können. Alleine die Möglichkeiten der Videosoftware brauchen mehr als wenige, intuitiv zu tätigende Einstellung, um wirklich gute Bilder zu ermöglichen. Als Zusatzeinrichtung stehen dem Stereomikroskop zudem Barlowlinsen 0,5x und 2,0x zur Verfügung.

Maker brauchen Wissenschaft und Wissenschaft braucht den Makeransatz. Am Ende sind Standardarbeitsanweisungen für das Stereomikroskop und seine Optionen sowie die Software zu erstellen, damit reproduzierbar gute Ergebnisse nachvollziehbar und rückführbar entstehen. Ein Verfahren zur Kalibration und Bestimmung von Längen ist zu dokumentieren. Die Zustimmung der Schulleitung vorausgesetzt, sind dies die nächstliegenden Aufgaben, um das Potenzial dieser Einrichtung vollständig auszuschöpfen. Ein Gerät, wie es der Technik-Garage gut anstände für einen – dem Vernehmen nach – moderaten Preis.

 

 

 

 

 

 

 

 

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