Bild: Von Peter Niemayer – <span class=“int-own-work“>Selbst fotografiert</span>, CC BY-SA 3.0, Link
Das menschengeschaffene Ohr ist ein Zeichen für die zunehmenden Erfolge und Kompentenzen von Makern und Wissen schaffenden auf dem Weg zu funktionierenden Ersatzorganen.
Die Nachrichten der Cornell-Universität und von 3DBiocorp über das erste erfolgreich transplantierte Ohr fanden Wiederhall in zahlreichen europäischen Medien, so auch in der Apothekenumschau.
Bei genauer Betrachtung handelt es sich um die Ohrmuschel, die hergestellt und transplantiert wurde. Immerhin ist so ein Ohr eine wesentliche Haltevorrichtung für Brillen, Nasemundschutz, Ohrringe und weitere für das Leben nützliche oder wünschenswerte Dinge. Ein Gesicht wird durch Ohren vollständig. Sie gehören ebenso zum Gesicht wie Mund und Nase.
Die eigentliche Botschaft liegt in der impliziten Nachricht vom Fortschritt des Bio-3D-Drucks und dem Erreichen eines Meilensteins. Zugegeben mag der relativ einfache Aufbau der Zellmatrix und die für das Bestehen dieses Organs wichtigen Zelltypen den Erfolg leichter erreichbar gemacht haben als es für eine Niere oder ein Herz aus Eigenzellen der Fall wäre. Es ist ein wichtiger Nachweis der prinzipiellen Machbarkeit. Herzklappen, Gelenkknorpel …. die Liste sich aus diesem Erfolg ableitenden Wünsche wächst rasant.
Ein Youtube-Video zum Bio-3D-Druck von Organen vermittelt eine schnelle Erreichbarkeit dieser heeren Zielen, die vielen Menschen Linderung und Leben brächten, denn es gibt zu wenige Organspender um Vergleich zu der enormen Nachfrage.
Ein anderes Video fragt denn auch gleich in freudiger Erwartung, ob dies ein Weg zu relativer Unsterblichkeit sein könne.
Medizinisch-technisch gesehen stehen den Vorteilen auf dieser Weise erzeugten Organen auch Risiken und Nachteile entgegen.
- Verzichtbarkeit von Spendern,
- ausreichende Versorgung mit Organen,
- Organe wären technisch optimierbar,
- Abstoßung von 3D-Druck-Organen unwahrscheinlich, wenn die verwendeten Zellen auf induzierten Stammzellen des Empfängers basierten,
- weitere Vorteile?
Die Schaffung verbindet sich mit Risiken und Aufwänden, die ebenfalls in die Waagschale gehören.
- Alle verwendetenMaterialien müssen frei sein von tierischen Produkten, nicht wegen tierschutzrechtlicher Bedenken sondern wegen der von tiereischen Materialbestandteilen ausgehenden Risiken (Prionen, Viren ….).
- Der vollständige Prozess muss dem Kontak mit Menschen entzogen sein (automatisiert) werden, weil Menschen in jedem Schritt der Interaktion eine Kontaminations- und Fehlerquelle wären.
- Jede Zellkulturexperte kann die Kosten von z. B. 100 g Organ auf einer derartigen Kultur plus 3D-Druck abschätzen. Die Organe wären nicht preiswert.
- weitere Nachteile?
Eine ethische Debatte müsste entbrennen, wenn es um die Auswahl von Personen geht, für die derartige Mittel verausgabt werden. Das ist dann eine nicht nur politische Debatte, sondern greift zudem in die individuellen Lebensrechte ein.
Unabhängig von zu führenden Debatten, wird der Weg zu Organen und Organoiden aus Zellkultur und 3D-Bioprint gegangen werden / gegangen werden müssen. Wie sähen die benötigten technischen und praktischen Kompetenzen zur Umsetzung einer massenhaften und dennoch individuellen Produktion von Organen aus?
Ganz sicher benötigen alle Personen eines Entwicklerteams Kompetenzen aus allen beteiligten Fachbereichen, um sinvoll und effizient Pläne entwickeln und die anstehenden Probleme lösen zu können. Ohne Chemie wird es ebensowenig gehen wie ohne Werkstoffkunde, Biologie, Elektrotechnik, Datenbanktechnologie, Labor 6.1 etc. Wir freuen und auf eine spannenden und interaktive Zukunft.